75 Jahre Grundgesetz – Lage und Herausforderungen unserer Demokratie
Jugendliche sehen sich heute vor viele Herausforderungen gestellt.
Das Wort „Polykrise“ macht die Runde und kann doch nur ungefähr andeuten, wie schwierig es für Heranwachsende ist, Orientierung in einer Welt zu finden, die immer unübersichtlicher zu werden scheint. In dieser Situation ist es wichtig eine Stimme der Vernunft zu hören, die Ruhe ausstrahlt und neue Wege andeutet. Herr Dr. Norbert Lammert ist eine solche Persönlichkeit. Ihn als Gast zu haben war ein echtes Highlight für das Megina-Gymnasium.
(Foto: fg)
Herr Dr. Lammert muss eigentlich nicht vorgestellt zu werden, der langjährige zweite Mann in der Hierarchie der Bundesrepublik Deutschland hat weit in die Gesellschaft hinein gewirkt und tiefe Spuren hinterlassen. Dies zeigte sich auch daran, dass im Anschluss an das Gespräch viele Schülerinnen und Schüler sich mit ihm fotografieren lassen wollten. Diese Nahbarkeit und seine Fähigkeit, sich auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler einzulassen trug nicht wenig zum Gelingen der Veranstaltung am 18. März in der Eingangshalle unserer Schule bei.
Seine einleitende kurze Rede betonte den epochalen Wert des Grundgesetzes als eine der ältesten geschriebenen und geltenden Verfassungen der Welt, die Deutschland nun schon seit 75 Jahren eine stabile Demokratie mit einklagbaren Menschenrechten gebracht hat. Heute müssen allerdings Auflösungserscheinungen in vielen Ländern beobachtet werden, zumal aktuell nur 24 Staaten der Völkergemeinschaft und damit nur 8% der Weltbevölkerung in stabilen Demokratien leben. Nicht müde wurde er darin zu betonen, dass Demokratie nicht selbstverständlich, eher sogar ein Ausnahmezustand ist. Darauf wies der scheidende US-Präsident Barak Obama in seiner Abschiedsrede 2017 hin: „Demokratie ist dann gefährdet, wo wir sie als selbstverständlich betrachten.“
Die anschließende von dem Fachkonferenzleiter Sozialkunde, Herrn Engels souverän moderierte Fragerunde ließ unseren Schülerinnen und Schülern viel Raum, ihre Fragen zu stellen. Eingeladen waren alle Schülerinnen und Schüler der MSS 11 und 12 und etliche Lernende der Jahrgangsstufe 10, die freiwillig teilnahmen. Insgesamt also fast 200 Personen. Hier wurden Themen angesprochen wie das Aufkommen von Rechtsradikalismus und Nationalismus, die Frage nach dem Wahlalter, die Bedeutung der Wiedervereinigung Deutschlands, die geplante Legalisierung von Cannabis und die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Bei den Fragen zeigte sich Herr Dr. Lammert als nachdenklicher, unideologischer Politiker, der immer mit sich gerungen hat, um eine politisch sinnvolle Lösung für die Menschen zu finden. Besonders veranschaulichen konnte er sein politisches Naturell an Fragen der Medizinethik, die ihn bis zuletzt nicht losließen und deren politische Lösung ihn viel Mühe kostete. Einen solchen Politiker kennen zu lernen, war für alle ein Gewinn.
Rainer Feige