Ein zentrales Element jeder weiterführenden Schule ist das Erlernen einer Fremdsprache. In einem Gymnasium wie dem Megina Gymnasium lernen nicht wenige Schülerinnen und Schüler drei Fremdsprachen.
Der Lernende steht zunächst vor einem Berg an Grammatikregeln oder neuen Vokabeln, die es zu lernen gilt. Aber die modernen Fremdsprachen leben natürlich davon, dass es eine neue Welt zu entdecken gilt, die sich hinter der Sprache verbirgt. Im Fall von Französisch steht in erster Linie Leben, Kultur und Geschichte unseres europäischen Partners Nummer 1, Frankreich. Daneben erschließt sich die frankophone Welt mit einer Sprache, die in der ganzen Welt gesprochen wird.
Diese Erschließung von Leben und Welt über eine Fremdsprache und die dazu gehörende geographische Kenntnis war die Lebensaufgabe von Wolfram Klamp. Er stammte aus Sankt Goar und wuchs auf in der französischen Besatzungszone nach 1945, aus der unser heutiges Bundesland Rheinland-Pfalz erwuchs. Auch aus dieser Erfahrung der Geschichte Deutschlands im zwanzigsten Jahrhundert erwuchs bei ihm wahrscheinlich die Überzeugung, das Projekt der europäischen Einigung als Friedensprojekt zu verfolgen. Nach dem Abitur in Bad Neuenahr nahm er das Studium in Mainz auf. Neben Französisch wählte er Erdkunde als zweites Fach. Nach seinem Vorbereitungsdienst in Koblenz begann er im März 1973 seinen Dienst am „Staatlich Neusprachlichen Gymnasium“ in Mayen. Schnell erarbeitete er sich einen Ruf als sehr gut vorbereiteter und freundlicher Lehrer. Mit seinem Humor und seiner Offenheit gewann er seine Schülerinnen und Schüler für sich. Sein Optimismus und seine gute Laune steckten an. Als Lehrer brannte er für seine Fächer und wusste seinen Unterricht anregend zu gestalten. 1975 zum Studienrat ernannt, wurde er 1979 zum Oberstudienrat befördert.
Für jemand wie Wolfram Klamp gab es keine Schwerpunktsetzung auf ein Fach. Zum Beispiel zeigen die vielen Teilnahmebestätigung von Fortbildungen davon, dass beide Fächer, Französisch und Erdkunde, ihm gleich wichtig waren. Seine Lerngruppen konnten sich zudem darauf verlassen, in ihm einen den Schülerinnen und Schüler zugeneigten Lehrer zu finden, der „berechenbar, offen, ehrlich, freundlich, geradlinig und zugewandt“ agierte. So die Bewertung seiner Tätigkeit in einer Beurteilung durch Herrn Oberstudiendirektor Braun aus dem Jahr 1990. Herr Braun stellte fest, dass Wolfram Klamp „Interesse an allen Fragen schulischen Lebens“ habe.
Im Erdkundeunterricht legte er großen Wert auf materialgebundenes Arbeiten und war bekannt dafür, dass er immer mit einer Vielzahl von Arbeitsmaterialien in den Unterricht ging. Mit seinem anspruchsvollen Unterrichtsstil konnte er seine Lerngruppen motivieren und sie so an selbständiges Arbeiten heranführen. Gerne hörten seine Schülerinnen und Schüler von seinen vielen Reisen, die ihn unter anderem nach Marokko oder China führten.
Für das Megina Gymnasium war seine Arbeit im Fach Französisch sehr prägend. Über Jahre hinweg engagierte er sich als Fachkonferenzleiter im Fach Französisch. Leider scheiterte sein Plan, Französisch für das Mayener Gymnasium als erste Fremdsprache einzuführen. Nicht nur der mediengestützte Unterricht mit der Ausrichtung auf die kommunikativen Kompetenzen prägte seine Klassen. Besonders nachhaltig prägte sein Engagement im Austausch mit der Partnerschule in Joigny. Über Jahre hinweg führte er Schülergruppen nach Frankreich und brachte ihnen so französische Lebensart und Kultur nahe. Mehr als vier Jahrzehnte war er Mitglied des deutsch-französischen Freundschaftskreises, lange Jahre davon im Vorstand. Dieser schrieb in seinem Nachruf: „Er wird uns immer ein Vorbild bleiben, an seinem Engagement und seiner Lebensfreude kann man sich ein Beispiel nehmen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Am 17. August 2023 starb Wolfram Klamp im Alter von 78 Jahren. Das Megina Gymnasium ist stolz darauf, von einem Menschen und Pädagogen wie ihm geprägt worden zu sein.
Rainer Feige