Bei allem Wechsel, der eine Schule im Verlauf der Zeit prägt, ist es gleichzeitig wichtig, die Kontinuität zu betonen.

Hane P

Eine Schule wie das Megina-Gymnasium braucht bei allem personalen Hin und Her – neue Klassen 5, Abiturjahrgänge, die die Schule verlassen, neue Lehrpersonen, Ehemalige und, und, und… - immer auch Bleibendes, das sich im Unterricht, dem Gebäude, den Routinen und Beschlüssen und vielem anderen zeigt. Dieser „Acquis communautaire“ fördert die Identifikation mit der Schule und läuft wie ein roter Faden durch die Zeiten. Ähnlich dem Rechtskatalog, den die EU ihren Beitrittskandidaten vorlegt, sind Rechte und Pflichten, Ziele und Grundsätze im Lauf der Jahre in jeder Schule irgendwie gleich und prägen den Alltag.
Allerdings werden sie von jedem, der zur großen Schulfamilie gehört, etwas anders gelesen und umgesetzt, so dass der Schulalltag von einer großen, lebendigen Vielfalt geprägt ist – sicher einer der schönsten Aspekte von Schule im Allgemeinen und dem Megina-Gymnasium im Besonderen.
Nicht nur die Herkunft des Begriffs „Acquis communautaire“ aus dem Französischen zeigt, dass dazu immer auch eine Übersetzungsleistung vonnöten ist. Von dem einen Wissensbestand in den anderen, der einen Sprache in die andere, vom Lehrenden in die Verfügung der Lernenden.
Schon durch die Nähe zu Frankreich ist es für rheinland-pfälzische Schulen selbstverständlich, den Französischunterricht besonders zu fördern. Im Megina-Gymnasium, das als Neusprachliches Gymnasium nach dem Krieg neu begründet wurde, übernahm die Fremdsprache Französisch immer schon eine Schlüsselrolle. Seit langem prägen die Lehrpersonen, die sich dem Fach verschrieben haben, unsere Schule. Die vielen Exkursionen und Austauschveranstaltungen zeugen von der engen Verbindung zu unserem Nachbarland. Und etliche von ihnen fanden unter der Leitung von Herrn Peter Hane statt.
Als Peter Hane zum 1. August 1970 zum Studienassessor an unserer Schule ernannt wurde, stand er bereits in einer langen Reihe von Lehrpersonen im Fach Französisch. Als Speyerer Jugendlicher in der französischen Besatzungszone aufgewachsen, waren die französische Sprache und Kultur seine große Leidenschaft. Oberstudiendirektor Kreuzberg, der ihn beurteilen musste, lobte sein fundiertes Wissen und betonte in seiner Beurteilung von 1973, dass Herr Hane „dank seiner pädagogisch-akzentuierten Hinwendung zum jungen Menschen […] in einer freundlich-vertrauensvollen Atmosphäre zu allgemein reger Mitarbeit“ motiviere. Bereits nach drei Jahren konnte er feststellen, dass Herr Hane „sich ausgesprochener Beliebtheit erfreut.“ In einer späteren Beurteilung betont Oberstudiendirektor Braun, dass der „Unterricht in Französisch fast ausschließlich in der Fremdsprache stattfindet, wobei die Sprechwilligkeit der Schüler auffällt.“ Diese moderne Ausrichtung des Fremdsprachenunterrichts wurde nach und nach zur Standardmethodik in den Schulen.
Hier scheint wieder auf, dass ein Großteil der pädagogischen Arbeit in Schulen als Übersetzungsleistung verstanden werden kann, die die Lernenden tief in die zunächst fremde Welt eines Fachgebiets oder einer Sprache eintauchen möchte. Dieser Aufgabe stellte sich Herr Hane als Lehrer unserer Schule.
Ergänzend dazu bietet sich die Vertiefung der historischen Dimension an. Herr Hane unterrichtete von Anfang auch Klassen in Geschichte und Sozialkunde. Auch in Italienisch – kein Schulfach, aber beliebt als Fremdsprache – engagierte sich Herr Hane im Raumen einer langjährig stattfindenden AG.
Diese Übersetzungsleistung umschreibt Herr Braun in einer anderen Beurteilung, die sich in Herrn Hanes Akte findet, mit „Abklärung kontroverser Auffassungen“. Dies sei einer seiner großen Stärken. Dazu passt, dass Herr Hane jahrelang der Vertreter des Philologenverbands an unserer Schule war und in dieser Funktion das Kollegium nach außen vertrat. Eine Übersetzungsleistung anderer Art.
Mit dem 1.8.2000 trat Herr Hane in die Altersteilzeit ein und unterrichtete bis zu seiner Verabschiedung zum 31.7.2006 nurmehr mit halber Stelle.
Am 9. April 2024 ist Peter Hane im Alter von 83 Jahren verstorben. Das Megina-Gymnasium trauert um einen verdienten Kollegen und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Rainer Feige

 

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